Auf nach Tschechien! – Noch nicht ganz…

September 15, 2007 at 9:28 pm (Hirschluch, Seminar)

Seit zwei Jahren war mir schon klar, dass ich gerne nach Theresienstadt gehen wollte.Ich habe mich bewerben und mich scheinbar auf dem Auswahlseminar im Februar wacker genug geschlagen, um angenommen zu werden.

Ich habe ein Praktikum in meiner zukünftigen Arbeitsstelle absolviert und mir einen Förderkreis zusammengesucht. Dann ging es für drei Wochen zum World Scout Jamboree, dem Weltpfadfindertreffen, nach Großbritannien bevor es dann am 1. September hieß: Koffer packen und auf nach Brandenburg zum Vorbereitungsseminar!

Als mich die Menschen fragten, wie das denn mit meinem Dienstantritt genau sei, habe ich oft geantwortet: „Bevor ich nach Tschechien komme habe ich erst noch 10 Tage Seminar in Berlin.“ Die Reaktion: „Berlin! Toll! Da hast du es aber echt super getroffen!“

Als ich dann vollbepackt mit Rucksack, Reisetasche und Laptop mit 40 Minuten Verspätung am Berliner Ostbahnhof stand und mit einer meiner Teamerinneren (ASF-Sprache für Betreuer/Seminarleiter) telefonierte, wurde mir klar, dass die Bemerkung „in der Nähe von Berlin“ im letzten Brief wirklich wörtlich zu nehmen war. Das Jugendheim Hirschluch liegt bei dem brandenburgischen Dorf Storkow. Bemerkenswert ist dort lediglich die Ausstellung mir Bauten des Tour-de-France-Teufels. Doch selbst dorthin sind wir nicht gekommen. Die Abgeschiedenheit unserer Tagungsstätte wurde auch Thema eines Filmes:

Die folgenden 10 Tage waren eine tolle, aber auch anstrengende Mischung aus Lehrgängen, Workshops, Unterhaltungen, Diskussionen, Vorträgen und Projektarbeitsgruppenarbeit (kurz: PAG). Für die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF), meine Trägerorganistaion, ist die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus die grundlegende Motivation, also auch ein wesentlicher Bestandteil unserer inhaltlichen Arbeit.

Für zwei Tage besuchten wir das Haus der Wannseekonferenz, wo 1942 dei „Endlösung der Judenfrage“ geplant wurde, Wir trafen dort auch einen bemerkenswerten Zeitzeugen: Willi Frohwein, der Auschwitz überlebt hatte. Ich habe schon einige Zeitzeugen von ihren Erfahrungen berichten hören, aber so wie Willi Frohwein hat es noch keiner getan. In einem markanten Berliner Dialekt und mit viel Humor erzählt er seine Lebensgeschivhte. Man wusste macnchmal nicht, ob man lachen oder weinen sollte.

Wir hatten noch Gelgenheit, einen anderen bemerkenswerten Zeitzeugen zu treffen. Franz von Hammerstein war Mitbegründer von ASF. Er hat Personen getroffen, von denen wir nur im Geschichtsunterricht gehört haben. Hindenburg war der Pate eines seiner Brüder. Seinen Konfiramtionsunterricht erhielten er und seine Geschwister bei Martin Niemöller. Einer seienr älteren Brüder war Mitglied des Goerdeler Kreises, ein anderer plante mit Stauffenberg das Hitler-Attentat. Beide konnten der Verfolgung entkommen, dafür wurde der Rest der Familie verhaftet und nach Auschwitz gebracht. Als Geisel gleangte von Hammerstein später nach Regensburg, wo er im Gefängnis Dietrich Bonhoeffer traf. Er berichtete, wie Bonhoeffer den Gefangenen Hoffnung machte und half. Wenn man davon im unterricht hört, dann scheint es ewig her gewesen zu dein, aber wenn man es von einem Betroffenen hört….

Trotz dieser teilweise emotional und inhaltlich schwierigen Thametik hatten wir trotzdem eine Menge Spaß, und es tut mir sehr leid, dass ich einige der 150 Teilnehmer nie wieder sehen werde.

Mit einem lachendem und einem weinenden Auge ging es dann am 10. September auf nach Prag. Wir Tschechen waren die letzte Ländergruppe, die aufbrach, und so waren wir froh, endlich los zu können.

1 Kommentar

  1. Henrik said,

    Hu, ich hab dich im Video entdeckt 🙂

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